Die Schweiz - ein Volk von Mutlosen?

Hohe Berge sorgen nicht für ein Klima des Mutes. Die Schweiz traut sich

Thomas Ungricht

Als Kind hört ich oft den Satz: "Den Mutigen gehört die Welt." Zugegeben als Dreikäsehoch war mir die Dimension dieses Satz nicht wirklich klar. So lange mir die Mädchen im Freibad staunende Blicke zuwarfen, wenn ich vom 5 Meter sprang, war meine Welt in Ordnung.

Als ich später mit meinem Geschäftspartner eine Software-Firma gründete, hielt ich dies anfänglich nicht für sonderlich mutig. Erst allmählich dämmerte es mir, dass dies zu dieser Zeit in der Schweiz schon fast tollkühn war, wenn man bedenkt, dass wir in einem Land von Mutlosen leben. Doch der Reihe nach.

Ein Eisbär in der Wüste

Als wir 2007 unsere Firma gründeten und kurze Zeit später eine webbasierte Software auf den Markt brachten, war der Begriff Cloud noch nicht mal geboren. Dafür brauchte es erst Apple. Eine amerikanische Firma. Als wir in dieser Zeit mit unserer Lösung durch die Schweiz tingelten, waren wir mit unserer webbasierten Software so exotisch wie ein Eisbär in der Wüste. Die Reaktionen waren häufig die selben: Man empfing uns höflich, zeigte Interesse und nicht selten hiess es: "Genau sowas benötigen wir." Es waren Lippenbekenntnisse. Verträge schliessen wollte man nicht. Zu unsicher, zu neu, zu wenig Referenzen (also Versicherungen), zu unerfahren diese Jungs. Kurz: Wir waren trotz vorhandenem Bedürfnis ein Risiko.

Gegen Risiken schliesst man in der Schweiz Versicherungen ab oder geht sie erst gar nicht ein. Es ist kein Zufall, dass die Schweiz das Land mit der weltweit höchsten Versicherungsdeckung pro Kopf ist. Klar, wir Schweizer können uns Versicherungen leisten, aber einige der grössten Versicherungen der Welt haben ganz zufällig auch hier ihren Sitz. Es gibt also in diesem Land ein tiefes Bedürfnis nach grösstmöglicher Sicherheit.

Die Wende beginnt im Kopf

Mit dieser Mentalität ist es schwierig, dass Grosses entstehen kann. Die Schweiz verfügt über keinen IT-Riesen mit internationaler Ausstrahlung, so wie sie dies in den tradionellen Branchen reihenweise vorweisen kann. Damit sich dies ändert, reichen die zweifelsohne gutgemeinten Initiativen (...) nicht aus. Es braucht einen Mentalitätswandel.

Obwohl wir zu den reichsten Ländern der Welt gehören, investierten wir 2017 pro Kopf nur rund 120 Franken in Risikoanlagen; sogenannte Startups. In den USA ist diese Zahl doppelt so hoch. In Israel gar dreimal höher.

Nun kann die Schweiz mit diesen beiden Ländern ökonomisch locker mithalten.

Pensionskassen,

Beispiele für mutlose Entscheide.

Den Mutigen gehört die Welt

 

 

 

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