So wird flexibles Personal nicht zu teuren Lückenfüllern

Wer flexibles Personal als Lückenfüller behandelt, zahlt

Yves Ortiz

Unternehmen mit einem Pool an flexiblen Mitarbeitern setzen darauf, weil sie sich davon finanzielle Vorteile erhoffen. Der Einsatz von flexiblen Mitarbeitern erlaubt es die Anzahl der festen Mitarbeiter (und somit der Fixkosten) tief zu halten. Bei Nachfragespitzen kommen die Aushilfen ins Spiel, die jeweils nur für die geleistete Arbeitszeit bezahlt werden. Klingt für die Unternehmen nach einem guten Deal.

Somit kommt den flexiblen Mitarbeitern eine wichtige Aufgabe zu, nämlich die Sicherstellung der Produktion oder der Dienstleistung, wenn besonders hohe Nachfrage herrscht. Paradoxerweise wird diesem Umstand im Umgang mit dem Pool an flexiblen Mitarbeitern nicht Rechnung getragen.

Der Einzelne ist Schlüssel zum Gesamten

In einem Pool von mehreren Hundert Aushilfskräften ist es nicht einfach, eine Beziehung zu jedem einzelnen Mitarbeiter oder Freiberufler aufzubauen, da dieser nur unregelmässig oder gar sehr selten eingesetzt wird. Dies verleitet dazu, dem einzelnen Mitarbeiter eine eher geringe Bedeutung zu zumessen. Wenn man jedoch jedem einzelnen eine geringe Bedeutung zumisst, so misst man dem gesamten Pool eine geringe Bedeutung zu. Ehe das Unternehmen sich versieht, steckt es in einer kostspieligen Negativspirale: Die flexiblen Mitarbeiter tauchen immer seltener auf, sind schlecht motiviert und aus diesem Grund sinkt der Wert weiter, welcher das Unternehmen den flexiblen Mitarbeitern zumisst. Eine solche Entwicklung geht ins Geld.

Hohe Fluktuation als stiller Geldvernichter

Eine gewisse Fluktuation ist bei der Arbeit mit flexiblen Mitarbeitern nichts Ungewöhnliches. Lebensumstände ändern sich; jemand hat eine feste Stelle angenommen, geht auf Weltreise oder ist mit seinem Studium fertig. Wenn die Fluktuation überhandnimmt, so geht dies ins Geld, denn:

  • Neue Mitarbeiter müssen rekrutiert und in die Kartei aufgenommen werden.
  • Abläufe und Arbeiten müssen erklärt werden
  • Eingespielte Abläufe müssen neu eingespielt werden.

Die Kosten für den zusätzlichen Aufwand sind nicht so schnell sichtbar, denn sie werden teils von den HR- oder Admin Abteilung getragen. Nach einer Weile machen sich die Kosten in Form von schlechter Qualität in der Dienstleistung bemerkbar. Unzufriedene Kunden melden sich. Spätestens wenn die ersten Kunden abspringen, werden auch die Kosten für das Management oder für den Chef greifbar.

Die Lösung ist einfach

Betrachten Sie ihren Pool an flexiblen Mitarbeiter nicht als eine graue austauschbare Masse, die Ihnen bei Bedarf zur Verfügung steht. Das sind Mitarbeiter, wie Ihre festen Mitarbeiter auch, die Wertschätzung verdienen. Pflegen sie diese Mitarbeiter, motivieren Sie diese Mitarbeiter. Auch wenn Sie nur einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit dem einzelnen widmen können, so bekommt ihr Aushilfe-Pool als Gesamtes die Aufmerksamkeit, die ihm zusteht. Und zu guter letzt: Sorgen sie dafür, dass das flexible Personal so oft ausgelastet ist, wie es das selbst wünscht. Dies ist eine schmale Gratwanderung zwischen unternehmerischen Zwängen und Mitarbeiterwünschen. Schafft das Unternehmen diesen Spagat, zahlt er sich aus.

 

Photo by Matt Seymour on Unsplash

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